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Cenoten Reisebericht 2022

Cenoten – das Tor zur Unterwelt

Von Kirsten Clahr, Dezember 2022

Unter dem Dschungel der Yucatan-Halbinsel in Mexiko liegt eine geheimnisvolle Welt: Hier befindet sich das wohl größte Höhlensystem unseres Planeten. Was schon für die Maya heilig war, versetzt heute Taucher in andächtiges Staunen. Bizarre Formen aus Stalaktiten und Stalagmiten in kathedralenartigen Hallen sowie zauberhafte Lichtspiele durch eindringende Sonnenstrahlen vermitteln den Eindruck eines wirklich mystischen Ortes. Für die Maya waren die mit Süßwasser gefüllten Höhlen nicht nur Brunnen zur Wasserversorgung, sondern galten auch als das Tor zur Unterwelt - dem Sitz des Regengottes Chac.

Zugang in dieses faszinierende Labyrinth erlangt man durch die Cenoten, eingestürzte Höhlendecken im Kalkgestein, die mit Wasser gefüllt sind. Einige Tausend soll es auf Yucatan geben, viele von ihnen sind unterirdisch miteinander verbunden. Diese Flusssysteme unter der Erde sind vermutlich auch der Grund für die Entwicklung der Maya-Hochkultur. Der große Strom der Maya lockt heute Taucher aus aller Welt in die Grotten und Höhlen unter dem Buschwald.

Zur Erkundung der unterirdischen Karsthöhlen haben wir uns dem professionellen Team von Planet Scuba Mexico um Markus Teupe anvertraut. Markus hat sich auf Tauchen in den Cenoten spezialisiert und bietet neben dem Sporttauchen auch Höhlentauchausbildung und Tek-Tauchen an. Wer wie wir die Cenoten erleben möchte, muss keine qualifizierte Höhlenausbildung vorweisen, sollte aber nicht unbedingt klaustrophobisch veranlagt sein und sicher tarieren können. Die Cenotentauchgänge werden von den Experten so geplant, dass im Notfall innerhalb kurzer Zeit eine Luftkammer gefunden werden kann.

Der Fokus von Markus liegt auf individueller Betreuung seiner Gäste. Idealer Ausgangspunkt ist der kleine Villenort Puerto Aventuras, südlich von Playa del Carmen gelegen. Hier gibt es einige private Unterkünfte (Studios, Apartments oder Zimmer) als auch wenige Mittelklassehotels. Noblere All-Inclusive-Anlagen an der Riveria Maya sind für anspruchsvolle Gäste auch buchbar. Von einigen dieser Hotels in der Nähe holt das Team die Gäste auch zum Tauchen ab.

In Puerto Aventuras geht es gemütlich zu: wir schlendern durch die Marina, probieren unterschiedliche Restaurants aus, mieten uns ein Fahrrad zur Erkundung der Umgebung und relaxen auch mal einfach nur am örtlichen Strand. Einen täglichen Termin verpassen wir nicht: um 17 Uhr geht es zur Happy Hour in das Stammlokal „Lattitude“ von Markus, wo wir bei einem leckeren Margarita unser Programm für den nächsten Tag planen. Markus und seine Frau Juliane übernehmen zusätzlich noch die Aufgaben eines Reiseleiters, geben Tipps und unterstützen mit Freude ihre Gäste bei weiteren Aktivitäten.

Die Tauchgänge in den Cenoten haben immer wieder den Hauch des Geheimnisvollen. Schon für die Maya waren sie mystische Orte, an denen sie mit Opfergaben (auch menschlichen) die Götter zu besänftigen versuchten. Und so wirken auch einige der Tauchplätze fast ein wenig unheimlich, wenn man zum Beispiel in „The Pit“ oder „Angelita“ auf 30 Metern in eine Hydrogensulfatschicht eintaucht, die wie eine Nebelwolke wabert und aus der vereinzelt Bäume herausragen. Das ist echt spannend und sehr reizvoll!

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Andere Cenoten sind gerade einmal 6-10 Meter tief und beeindrucken durch märchenhafte Tropfsteingebilde, durch die wir uns vorsichtig hindurchschlängeln, um diese uralten Kunstwerke nicht zu beschädigen. Natürlich passieren wir dabei immer wieder die Eingänge zu den wahren Höhlen die uns Sporttauchern aber verwehrt bleiben. Auch die Cenoten mit offenen Bereichen sind sehr spannend, wie z.B. die Casa Cenote wo wir zwischen den Mangrovenwurzeln Bekanntschaft mit Pancho, einem amerikanischen Spitzkrokodil machen. In der bekannten Cenote Carwash kann ich mich an den vielen Seerosen und Süßwasserschildkröten gar nicht satt sehen.

Markus hat aber noch ein weiteres Abenteuer für uns organisiert. Ende November beginnt an der Küste in Playa del Carmen die Saison der Bullenhaie. Mit der zufällig anwesenden Haiexpertin Heike Schönthal können wir uns diese Begegnungen natürlich nicht entgehen lassen. Also stecken wir unsere Köpfe nicht nur ins Süßwasser, sondern auch in das angenehm warme karibische Meer. Kaum abgetaucht sind sie auch schon da: ca. 6 Bullenhaie umkreisen uns neugierig – klasse!

Die Maya haben überall auf der Yucatan Halbinsel ihre Spuren hinterlassen, viele von ihnen sind noch immer vom Dschungel verschluckt und warten auf ihre Wiederentdeckung. Wir haben uns entschieden, einige dieser geheimnisumwobenen Orte mit dem Mietwagen zu erkunden. Neben der bekannten archäologischen Stätte in Tulum, herrlich direkt am Meer gelegen, erkunden wir zusätzlich an unterschiedlichen Tagen die wenig besuchten Ruinen von Coba sowie die Pyramiden und Tempel von Ek Balam. Da diese Stätten im Buschwald und Dschungel verborgen liegen, kommen wir zusätzlich in den Genuss einiger Tierbeobachtungen, darunter Nasenbären, Schwärme von grünen Schmuckpapageien, Tukane, einer Schlange, Spinnenaffen und eines äußerst angriffslustigen Truthahns.

Von Markus haben wir den Tipp bekommen, einen Abstecher nach Rio Lagartos im Norden zu unternehmen. Hier schippern wir dann mit einem Fischer namens Luis durch die Lagune und die Mangroven, vorbei an pinkfarbenen Flamingos, Pelikanen, Kormoranen, Löfflern, Fregattvögeln, Krokodilen und jede Menge Arten, für deren Bestimmung sicher ein Ornithologe nützlich wäre.

Nach 2,5 entspannten Wochen treten wir die Rückreise an mit dem Entschluss, auf jeden Fall wieder zu kommen. Denn Mayas, Margaritas, Crocs und Cenoten sind eine tolle Mischung für einen abwechslungsreichen und entspannten Trip.

Muchas gracias y adiós amigos.

Kirsten Clahr
Dezember 2022

Cenote

 

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