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Kap Verde Reisebericht 2022

Von Kirsten Clahr, Mai 2022

Morabeza, das ist ein Begriff in Kreol den man nicht wirklich übersetzen kann. Er verkörpert die Lebensfreude und Gastfreundschaft der Kapverdier und ist einfach überall zu spüren. Morabeza ist wie die Seele des kleinen afrikanischen Inselstaates im Atlantik.

Abseits der bekannten Touristenziele Sal und Boavista findet der Besucher auf den beiden Inseln São Vicente und Santo Antão unverfälschte und einzigartige Orte mit unverwechselbarem Charme. Weitere Reize des westlichsten Außenpostens Afrikas liegen unter der Wasseroberfläche. Die Nähe zum Äquator macht es möglich, dass neben atlantischen Arten auch tropische Fische anzutreffen sind. Und so erlebt der Taucher auf beiden Inseln Schwärme von Guinea-Grunzern, Soldatenfische, große Schulen von Doktorfischen, aber ebenso Ammenhaie, Stachelrochen, Schildkröten und - zu meiner großen Überraschung - viele Anglerfische, darunter unter anderem der gestreifte Anglerfisch, der z.B. aus der Lembeh Strait in Indonesien bekannt ist.

Die erste Zeit meines Kapverden-Aufenthaltes verbringe ich auf Santo Antão, nur eine Stunde per Fähre von São Vicente entfernt, wo ich auf dem internationalen Flughafen gelandet bin. Die zweitgrößte Insel des Landes ist geradezu magisch und voller landschaftlicher Überraschungen, mit geheimnisvollen Tälern und dramatisch bizarrer Bergkulisse. Mit eigenem Mietwagen lassen sich die Naturschönheiten am besten entdecken.

Für Wanderer ergeben sich überall auf Santo Antão zahlreiche Trekkingrouten, die man allein oder mit lokalen Guides erkunden kann. Natürlich darf auch ein Stopp bei einer der vielen Schnapsbrennereien nicht fehlen. Hier wird noch traditionell aus Zuckerrohr „Grogue“ gewonnen, den man unbedingt probieren muss. Doch Vorsicht: Wer zu tief ins Glas schaut, könnte auf den engen Kopfsteinpflasterstraßen, die teilweise über hohe Bergrücken oder entlang von Steilklippen führen, einige Probleme bekommen.

Mit Ricardo und seinem Team vom Green Turtle Diving Center begebe ich mich ins Blau des Atlantiks. Neben den Ausfahrten mit dem Zodiac vom Hafen in Porto Novo aus erkunden wir zusätzlich Spots die wir nach 1,5 Stunden Autofahrt über die Berge erreichen. So zum Beispiel im entlegenen Fischerörtchen Tarafal, wo uns einheimische Fischer mit ihren Holzbooten an Tauchplätze bringen, an denen seit Jahren kein Taucher den Kopf unter die Wasseroberfläche gesteckt hat. Die Fischschwärme sind einfach überwältigend.

Santo Antão

Die zweite Station meiner Reise ist die kleinere Insel São Vicente mit ihrer quirligen Stadt Mindelo. Früher verruchte Hafenstadt, ist Mindelo heute das kulturelle Zentrum von Kap Verde und die Heimat des internationalen Stars Cécaria Evora. Die Sängerin lebte hier bis zu ihrem Tod vor einigen Jahren, und ihre traditionellen sehnsuchtsvollen Lieder erklingen jeden Abend in den Bars und Restaurants.

In Mindelo ist auch unsere Partnerbasis Dive-Tribe stationiert. Mit ihren erfahrenen Guides geht es täglich zu den ca. 20 Tauchplätzen, an denen es niemals langweilig wird. Ob an strömungsreichen Spots wie Jeu, einem Wrack im Hafen, in Höhlen oder beim Muck Diving: Man trifft auf Anglerfische von klein bis groß, Flughähne, Grunzer- und Doktorfischschwärme, Bernsteinmakrelen, Rochen, Schildkröten, Schlangenaale und Nacktschnecken. Foto- und Videografen finden ausreichend Motive.

São Vicente ist sehr karg, bietet aber viele unberührte Strände, an denen man kaum andere Menschen trifft. In kleinen Fischerorten ist es jedes Mal ein Schauspiel, wenn die Fischer mit ihren bunten Holzbooten an die Strände zurückkehren. Dann ist das ganze Dorf auf den Beinen, und die freundlichen Kapverdier gewähren Fremden gern einen Einblick in ihren Arbeitsalltag.

Dive-Tribe bietet zusammen mit einigen einheimischen Fischern noch ein besonderes Highlight an: Schnorcheln mit Schildkröten. Die gepanzerten Tiere umkreisen die heimkehrenden Fischerboote, um von den Resten einen Leckerbissen zu ergattern. Es ist ein Riesenspaß, mit ihnen zu schwimmen. Zusammenstöße mit bis zu 15 Tieren nicht ausgeschlossen!

Schnorcheln mit Schildkröten

Der letzte Abend meiner Reise klingt in einem Restaurant in der Hafenstadt aus, begleitet von der Live-Musik zweier Künstler, die natürlich auch den Hit der großen Diva Césaria „Sodade“ erklingen lassen. Zu schön!

No stress – you are in Cape Verde. Das Motto nehme ich gern mit nach Hause und werde sicherlich in dieses entspannte und authentische Land zwischen Europa, Afrika und Südamerika zurückkehren.

Kirsten Clahr
Mai 2022

 

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